Vorhänge sind eine praktische Sache. Zugezogen schützen sie vor fremden Blicken und helfen im Idealfall in kalten Winternächten, die Heizkostenrechnung überschaubar zu halten. Am Tage dienen sie der Dekoration, rahmen das Fenster und setzen mit einem auf unser Interieur abgestimmtes Design Akzente.
Vorhänge können aber noch viel mehr: Katzen, denen es zugegebenermaßen schwer fällt, sich selbst zu bürsten, können überschüssiges Fell an den hängenden Stoffbahnen abstreifen. Kleine Katzen können mit Hilfe von festen Vorhängen ungeahnte Aussichtsplätze in luftiger Höhe erreichen und große Katzen nutzen die griffigen Dekorationselemente gern, um fliegender Kleinbeute nachzujagen. Ist die Motte oder der Käfer erst einmal erblickt, kann man ganz hervorragend die Krallen in den Stoff schlagen, sich ruckartig noch zwanzig Zentimeter in die Höhe ziehen und dem Getier einen gezielten Hieb verpassen. Ist das Krabbelwesen dann rücklings auf den Boden gefallen, kann man es gut sichtbar wieder am Vorhang nach oben klettern lassen, um von vorn zu beginnen.
Das Ergebnis ist, dass Katzenbesitzer angesichts der löchrigen Vorhänge entweder kapitulieren und irgendwann auch die Katzenhaare am Vorhang als unumgängliches Übel hinnehmen – oder dass sie sich alle paar Monate neue Vorhänge anschaffen. Für Vieldekorierer mag das eine willkommene Abwechslung mit sich bringen, für den Normalwohnenden aber bedeutet das jedes Mal einen erhöhten Geld- und Nervenaufwand.
Geduldige Katzenbesitzer beginnen irgendwann, mit verschiedenen Stoff- und Vorhangarten sowie diversen Staubsaugeraufsätzen zu experimentieren, um wenigstens der Verfusselung Herr zu werden. Ich zum Beispiel habe inzwischen festgestellt, dass die Verwendung von hellem Baumwollbatist eine denkbar schlechte Idee ist. Auf dem leicht rauhen Stoff bilden sich an den Hauptverkehrswegen meiner Stubentiger regelrechte Fellinseln, die sich nur mit Mühe wieder entfernen lassen. Waschen ist da nutzlos und sorgt lediglich für eine gleichmäßige Umverteilung der Haare über das ganze Gewebe. Rückt man den Stellen mit dem Staubsauger zu Leibe, endet das meistens damit, dass in einem Moment der Unaufmerksamkeit mit einem unangenehmen Schlurps-Ton schlagartig der halbe Vorhang im Staubsaugerrohr verschwindet. Hat man diesen unter Flüchen und katzenfeindlichen Ausrufen endlich wieder ans Licht gezerrt, ist er meist noch dreckiger als vorher.
Bliebe natürlich die Verwendung einer handelsüblichen Fusselrolle – aber habt Ihr mal versucht, mit so einem Ding 3 Meter Vorhang zu säubern? Und das war dann erst der eine Schal.
Die besten Vorhänge, die ich jemals hatte, waren aus schwerem, glänzendem Crash-Taft. An diesem blieben Haare gar nicht erst kleben – und nach dem Waschen kam er praktisch trocken aus der Maschine. Ein kleiner Zusatzbonus war außerdem, dass man die Vorhänge nicht bügeln musste. Die zahlreichen kleinen Löcher sah man nur, wenn man die Vorhänge am Tage zuzog, und dann konnte man sich mit etwas Phantasie vorstellen, dass die vielen leuchtenden Sterne Bestandteil des raffinierten Dekors waren.
Irgendwann stellte ich im Schlafzimmers jedoch auf matte Naturmaterialien um, und so passte der königlich glänzende Taft nicht mehr so richtig ins Konzept. So landete ich bei eben jenem Baumwollbatist, den es allmählich zu ersetzen gilt.
Nach einigem gedanklichen Hin und Her entschloss ich mich vor Kurzem zu einem neuen Experiment, das ich nun aktiv hier dokumentieren werde: im Internet bestellte ich mehrere indische Saris in berauschenden Farben und Mustern. Mit echter Seide habe ich persönlich ein Raupenleid-Problem, und so sind diese Saris aus glatter, locker fallender Kunstseide. Meine Hoffnung ist, dass dieses zart schimmernde Gewebe zumindest losen Katzenhaaren den Halt verweigert. Was die potentiellen Löcher angeht: vielleicht sollte ich doch irgendwann Fliegennetze an den Fenstern anbringen.
Was sind Ihre Erfahrungen? Haben Sie schon verschiedene Materialien getestet oder lassen Ihre Katzen Gardinen und Vorhänge generell links liegen?